Strava Heatmap von Düsseldorf

Strava, Garmin & Co – Die Gefahr von Big Data im Ausdauersport

Willkommen im Spionagekrimi! Geheime Militärbasen fliegen auf, weil Soldaten ihre Läufe mit Strava synchronisieren? Wie geht das? Willkommen im Zeitalter der Massendaten oder auch Big Data! Niemand interessiert sich für deine einzelnen Daten, aber alle interessieren sich für die Summe aller Daten. Klingt konfus? Ist es aber nicht, denn erst in der Auswertung von Massen an Daten liegt das erschreckend große Potenzial. Genau dies ist einigen Militärbasen der USA nun zum Verhängnis geworden, denn sie sind wegen des Uploads von Trainingsaktivitäten aufgeflogen.

Wie kann Strava die Position von geheimen Militärbasen verraten?

Die beliebte Strava-Heatmap, die auf einer Karte die von Sportlern besonders hoch frequentierten Routen markiert, ist hier der Stein des Anstoßes. Die Heatmap offenbart auf diese Art die Konturen von diversen geheimen Militärbasen, weil die dort stationierten Soldaten ihre regelmäßigen Trainingsläufe über das Gelände absolvieren und die Aktivitäten automatisiert an Strava übermittelt wurden.

Dennoch hätte der ein oder andere vereinzelt aufgezeichnete Lauf, um so eine Basis hätte nicht ansatzweise ausgereicht, um eine sichtbare Route auf der Heatmap zu erzeugen. Doch die Summe der Trainingsläufe von etlichen Soldaten über einen längeren Zeitraum hinweg hat zu deutlichen Darstellungen der Basen-Umrisse auf der Heatmap geführt.

Ein irgendwie kurioser Fall, der aber deutlich zeigt, welche neuen Fallstricke durch die Verarbeitung von großen Datenmengen (auch Big Data genannt)  und dem massenhaft unbedarftem Umgang mit den eigenen Daten, selbst bei sowas banalem wie Laufaktivitäten, entstehen!

US Basis in Afghanistian auf der Strava Heatmap
Hier bestens zu sehen: Eine US-Basis der Amerikaner in Afghanistan auf der Strava-Heatmap.

Sicherlich hatte keiner der joggenden Soldaten auf dem Schirm, dass mit ihren im Einzelfall recht uninteressanten und vor allem unauffälligen Daten, überhaupt etwas Missbräuchliches angestellt werden könnte. Ganz unbedarft wurde einfach nur der Lauf per GPS-Uhr aufgenommen und dann auch mit Strava synchronisiert, eventuell sogar nicht mal öffentlich.

Das Empfinden, dass auch diese Daten, wenn auch anonymisiert, für die Erstellung der Heatmap genutzt werden, und somit durch die anfallende Masse eine sensible Information entsteht, war schlicht nicht vorhanden.

Was bedeutet das für uns normale Hobbysportler?

Müssen wir jetzt damit aufhören, unsere Läufe und Radfahrten aufzuzeichnen? Dürfen wir uns die Aktivitäten zu unserer Leidenschaft nun nicht mehr digital auswerten? Nein, das denke ich nicht. Allerdings denke ich sehr wohl, dass wir uns alle ruhig ein paar mehr Gedanken machen sollten über das, was wir teilweise an sehr sensiblen Daten irgendwelchen Plattformen anvertrauen.

Sowohl der größte Nutzen, als auch die größte Gefahr liegt in der systematischen Auswertung von den gigantischen Datenmengen, die aus der Aufzeichnung der Sportaktivitäten entstehen.

Aus meiner Sicht sind Einzeldatensätze für Dritte recht uninteressant. Im Gegenzug unfassbar interessant und wertvoll ist aber die Erkennung von Trends und neuen Märken auf Basis der gesammelten Daten einer riesigen Gruppe von Menschen, wie eben den Ausdauersportlern.

Strecken, Uhrzeiten, Herzfrequenzen, Körpergewicht, tägliche Ernährung… ich brauch‘ gar nicht lange nachdenken, um diverse Einsatzzwecke für diese Daten zu finden. Von Unternehmen im  Gesundheitswesen und Krankenkassen, über die Ernährungsindustrie bis hin zu staatlichen Institutionen.

Zu dem Thema habe ich vor Jahren in einem Artikel geschrieben:

Ändert Facebook einmal mehr seine Datenschutzbedingungen ist ganz Deutschland für Wochen in nervöser Aufruhe, aber tausende Athleten geben bereitwillig sehr, sehr sensible Daten an die Anbieter ihrer Tracking-Devices weiter… und das über einen sehr langen Zeitraum. Da muss man sich mal ein Bild von machen… ich weiß noch nicht was ich davon halten soll.

Weiterführende Links zum Thema Big Data im Ausdauersport: