Der ASICS MetaRide wurde mit viel Tam-Tam und großen Worten angekündigt. Ganz ohne, dass es auch nur ein einziges Bild vorab zu sehen gab. Meine Erwartungen waren entsprechend riesig groß und ich war sehr gespannt. Nun kann ich eines sagen: ASICS hat mit dem MetaRide tatsächlich einen komplett neuen Weg eingeschlagen. Doch war der Schuh auch in der Lage, die großen Erwartungen aus dem Vorfeld zu erfüllen? Ich beantworte diese Fragen ganz klar mit einem: Jein. Ich sage aber auch ganz klar:
Das Konzept des MetaRide überzeugt. Ich will es bald aber in noch ganz anderen ASICS Modellen sehen!
Zahlen und Daten zum ASICS MetaRide Test:
- Testmodell: Herren / SchwarzRot
- Schuhgröße: US 11 (EU 45)
- Sprengung: 0 mm
- Art: Neutral
- Gewicht pro Schuh: 336 Gramm ( Größe EU 45 )
- Preis: 250 Euro (auf Amazon)
Obwohl ich den Schuh schon eine Weile vor dem offiziellen Launch Ende Februar in den Händen hielt und ihn auch intensiv gelaufen bin, hat meine Testphase und somit auch dieser Erfahrungsbericht deutlich länger auf sich warten lassen als üblich. Der Grund: Der Schuh und das Konzept der Sohle sind so neu und anders, sodass aus meiner Sicht für eine gescheite Bewertung mehr Zeit und viel mehr Laufkilometer nötig waren als bei bisherigen ASICS Modellen.
Nun bin ich den Schuh über einen Monat lang mehrmals die Woche gelaufen: Draußen, auf dem Laufband, bei langen Läufen, sowie bei schnellen Intervallen.
Die große Frage, die ich mir gestellt habe: Wird der Schuh dem Slogan „Win the long run“ und den großen Versprechen im Vorfeld auch gerecht?
Das Design des ASICS MetaRide: Klassisch im Obermaterial – Alles anders bei der Sohle
Bevor es ans Eingemachte geht, erst mal ein paar Worte zum Design des Schuhs. Denn wie sich herausstellt, ist nicht nur das Tragegefühl außergewöhnlich, sondern auch die Optik – primär die der Sohle.
Klar ist sofort: Der Schuh ist ein Hingucker, allein schon, weil die Sohle so abgefahren aussieht!
Erst aber mal zum „normalen“ Teil des Schuhs. Oberhalb der Sohle kommt einem alles bekannt vor. Ich würde sagen, ein klassisches Laufschuh-Design. Die Farbvariante zum Launch des Schuhs ist in Schwarz, Rot mit goldenen Akzenten gehalten. Jetzt könnte man meinen, das wäre eventuell eine spezielle Edition für den deutschen Markt, ist es aber nicht. 😉
Das Obermaterial ist eine Art Knit-Mesh und absolut hochwertig, wie man es von einem Schuh mit einem so exklusiven Preis auch erwarten kann und sollte.
Außergewöhnlich wirkt die Optik vor allem dann, wenn man einen Blick von der Seite auf den ASICS MetaRide wirft. Die massige, stark gebogene, zweiteilige Sohle dominiert klar das Design des Schuhs. Ebenso sticht schnell ins Auge, dass die Sohle aus zwei Flyte-Foam Teilen besteht, die im Fersenbereich mit einem GEL-Kissen verbunden sind. Im Mittelfußbereich sind die beiden Teile quasi durch eine kleine Brücke getrennt, sodass man von der Seite und auch von unten zwischen den Sohlen hindurchschauen kann.
Klingt total crazy und ist in Worten auch schwer auszudrücken, daher habe ich einfach mal besonders viele Fotos gemacht.
Der ASICS MetaRide ist vor allem, aufgrund seiner außergewöhnlichen Sohle ein Hingucker. Mir gefällt das Design und die Mischung aus klassischem Oberteil und auffälliger Sohle.
Die Passform des ASICS MetaRide: Nach kurzer Gewöhnung ein super Gefühl!
Das erste Mal die Augenbrauen hochgezogen habe ich beim Anblick des Schuhs, das zweite Mal dann beim ersten Reinschlüpfen.
Auch hier aber erst mal zu den Basics: Wie man er verlangen kann und sollte fühlt sich der Schuh am Fuß super bequem an. Der ASICS MetaRide umschmiegt den Fuß weich und angenehm. Man fühlt sich sofort absolut sicher verpackt. Ein Gefühl, welches dem vom ASICS Nimbus oder auch dem Kayano sehr ähnlich ist. Das Tragegefühl bestätigt somit, was das Design verspricht: hohe Qualität.
Für mich bietet der Schuh in der Zehenbox ordentlich Platz und der Fuß hat dort ausreichend Platz es sich ganz frei bequem zu machen. Ich habe allerdings auch einen eher schmalen Fuß. Hier gilt wie immer: Jeder Fuß ist anders und man sollte sich da ein eigenes Bild machen im Zweifelsfall.
Oha, die Sohle fühlt sich aber speziell an!
Obenrum, also auch bei der Passform, alles wie gehabt. ABER: Beim Reinschlüpfen spürt man auch direkt die starke Krümmung der Sohle. Wer vermutet hat, dass die Sohle ihre Krümmung nur behält, wenn kein Mensch im Schuh steckt und sie sich sofort begradigt, wenn man drauf steht, der liegt komplett falsch. Die Sohle bleibt selbst mit mir Schwergewicht im Schuh gebogen. Das fühlt sich vor allem im Stand erst mal sehr komisch und ungewohnt an. Das soll allerdings nicht heißen, dass es unangenehm ist. Es ist einfach nur anders.
Reinschlüpfen – sich wundern – wohlfühlen. An der Bequemlichkeit des ASICS MetaRide habe ich Nichts zu bemängeln, auch wenn man nach dem ersten Reinschlüpfen kurz erstaunt.
Dämpfung und Laufgefühl des ASICS MetaRide: Das neue Sohlen-Konzept kann aufgehen!
Genug das Vorgeplänkels, jetzt wird gelaufen! Das Ziel der neuen GuideSole Sohlenkonstruktion ist es, ein ermüdungsfreieres Laufen zu ermöglichen. Die Theorie: Durch die gebogene Sohle kippt der Fuß entlang der Sohle bei jedem Schritt nach vorn, ohne dass die sonst übliche leichte Fußstreckung nötig ist. So soll gleich eine ganze Kette an Sehnen und Muskeln entlastet werden. Gleichzeitig soll die insgesamt starke Dämpfung die Ermüdung über mehrere Läufe und über längere Zeiträume hinweg vermindern.
Erst ungewohnt, dann Normalität
Man benötigt definitiv ein paar Schritte und eventuell sogar Kilometer, um sich mit dem Schuh vertraut zu laufen. Bei den ersten Schritten spürt man sofort und intensiv das Kippen des Schuhs nach vorn. Man wird gewissermaßen etwas in die Vorwärts-Fallbewegung des Laufens hinein gezwungen. Der Schuh ist dabei definitiv für ein Auftreten mit der Ferse, maximal dem Mittelfuß konzipiert. Vorfußläufer haben in diesem Schuh nichts zu suchen!
Das zu Beginn noch ungewohnte Laufgefühl wird allerdings schnell zur Normalität und man beginnt sich wohlzufühlen. Das Laufen fühlt sich ein wenig nach „rollen“ an.
Perfekte Stabilität und Dämpfung
Zuerst der Ausflug in bekanntes Terrain: Der Sitz im Schuh ist super, die Fersenkappe kennt man in der Form schon vom ASICS Kayano. Sie hält einen sehr sicher und fest im Schuh. Die Sohle ist ausgesprochen steif und bietet eine ausgezeichnete Stabilität. Eine Pronationsstütze hat der Schuh nicht, allerdings würde ich mal sagen, dass die Sohle so stabil ist, dass wohl wirklich jeder Fuß gerade in der Spur gehalten wird.
Was dieser Schuh eindeutig nicht bietet und wahrscheinlich auch nicht bieten soll: Bodengefühl. Man läuft im wahrsten Sinne des Wortes wie auf Schienen. Der Untergrund wird gewissermaßen ausgeschaltet und die Laufbewegung so gut es geht „normalisiert“. Das macht der Schuh auch wirklich ausgezeichnet.
Ebenso ungewöhnlich wie die Sohle ist die nicht vorhandene Sprengung von eben 0 mm, zumindest für einen ASICS Schuh. Durch die komplett neue Funktionsweise der Sohle, welche auf die Abrollbewegung setzt, wird die klassische Sprengung überflüssig.
Trotz des hohen Gewichts eine gewisse Dynamik
Enttäuscht war ich, als ich den Schuh auf die Küchenwaage gestellt habe. In Größe 45 wiegt ein Schuh 336 Gramm. Der ASICS MetaRide ist damit in der Hinsicht also ein echter Brocken. Ich hatte eigentlich auf deutlich unter 300 Gramm gehofft. Schon da war klar: Ein Schuh für Bestzeiten ist es nicht, egal wie gut er „abrollt“. Dennoch muss ich sagen: Er fühlt sich beim Laufen nicht nach 336 Gramm an. Einerseits toll, andererseits stelle ich mir dann direkt die Frage: Was hätte man erreichen können, wenn der Schuh 100 Gramm leichter wäre?
Viel und lange Laufen mit dem MetaRide
Der Grund, warum dieser Test so lange auf sich warten ließ war, dass ich diesen Schuh nach nur 4 bis 6 Läufen einfach noch nicht bewerten konnte. Subjektiv fühlten sich auch einzelnen Läufe irgendwie muskulär besser an. Ja, ich würde sagen, ich fühlte mich auf meinen Grundlagenläufen muskulär tatsächlich weniger beansprucht bei gleicher Pace. Das kann aber natürlich auch einfach ein Placebo-Effekt sein. So hab‘ ich mir mehr Zeit genommen und bin den Schuh mehr und mehr gelaufen, um zu sehen, wie es sich so über mehrere Wochen mit größerem Kilometerumfang anfühlt.
Auch hier muss ich dann sagen: Ja, der Schuh lässt mich anscheinend den großen Laufumfang besser wegstecken, vor allem was die Belastung der Sehnen, aber in Teilen auch der Muskulatur, angeht. Ich würde sagen: Der Schuh macht einen nicht schneller, aber eventuell doch etwas „ausdauernder“ auf lange Sicht.
Das Sohlenkonzept des ASICS MetaRide funktioniert für mich. Allerdings hat dieser Schuh aus meiner Sicht ein sehr spezielles Einsatzgebiet.
Fazit meines ASICS MetaRide Test: Ein Technologie-Prototyp für ein Konzept mit Zukunft
Diesen Schuh kann man nicht anhand eines einzelnen Laufs bewerten, auch nicht anhand von zwei oder drei Läufen. Es braucht seine Zeit, denn seine Stärken spielt das Konzept des ASICS MetaRide erst über die Zeit aus. Ich habe mittlerweile einige Hundert Kilometer in dem Schuh zurückgelegt und muss sagen: Das Konzept funktioniert für mich.
Ich nutzte in diesem Artikel das Wort „Konzept“ nicht zufällig. Denn genau das ist dieser Schuh für mich: Ein Konzeptschuh. Er vermittelt die Technologie und weiß damit aus meiner Sicht zu überzeugen. Es bleibt aber eben ein Konzept, denn so richtig weiß ich nicht, wo ich den Schuh einsortieren soll – welchen Einsatzzweck er konkret hat.
Klar, er würde auf jeden Fall als Every-Day-Laufschuh taugen. Allerdings muss ich sagen passt das nicht so recht zur Preisgestaltung. Denn auch wenn der Schuh eine top Qualität aufweist, irgendwann ist er durchgelaufen und bei einem Preis von 250 Euro kommt man da dann sicherlich ins Grübeln.
Ein Schuh für Bestzeiten ist er mit seinen gewaltigen 336 Gramm auch nicht. Auch wenn er sich beim Laufen „leichter“ anfühlt, sind das aus meiner Sicht gut 100 Gramm zu viel.
Daher sage ich: Für mich ist dieser Schuh ein Konzept, ein durchaus erfolgreiches! Ich erwarte nun aber die Adaption dieser Technologie auf diverse weitere ASICS Modelle, die dann jeweils spezifische Zwecke erfüllen und das zu einem Preis, der auch bezahlbar ist.
Der ASICS MetaRide ist für mich eine Art Prototyp. Für 250 Euro ist er kein Go-To-Laufschuh, sondern etwas für echte Lauffreaks, die das Konzept kennenlernen wollen. Mich überzeugt die Idee des MetaRide!
Grundsatzfrage: Laufschuhe für über 250 Euro?
Eine Frage, die sich mir ganz unabhängig von der Qualität und dem Laufgefühl des Schuhs stellt, ist: Braucht die Welt Laufschuhe für 250 Euro und mehr? Ich denke, diese Frage darf man sich ruhig stellen. ASICS ist ja nicht der einzige Hersteller mit einem Schuh in dem Preissegment. Ich kann es mir nur so erklären, dass die Hersteller Schuhe in diesem Preisbereich bewusst außerhalb des normal erschwinglichen platzieren. Diese Schuhe sollen gar nicht in der Masse verkauft werden, sie sollen aber eine Idee oder ein Konzept vermitteln, das den Läufern zeigt: In diesem Schuh spiegelt sich unsere Idee von Laufen wider, ganz ohne Kompromisse.
Braucht man als Läufer unbedingt so einen Schuh? Ich denke nicht. Trotzdem finde ich es selbst spannend solche Schuh zu laufen, um zu sehen, wohin die Reise so geht. Allerdings ist natürlich selbst so ein teurer Laufschuh eines Tages einfach durchgelaufen und dann ist er nicht mehr zu gebrauchen.
Anders als bei Sneakern, die teilweise ja noch teurer sind, trägt man einen Laufschuh eben nicht „ewig“ und in den meisten Fällen will man die Dinger sicher auch nicht in der Freizeit tragen.
ABER: Wer sich selbst als Early-Adaptor sieht und heiß ist neue Technologien möglich frühzeitig zu erleben, der darf sich natürlich auch Laufschuhe für 250 Euro anschaffen. 🙂
Weiterführende Links:
Für diesen Test wurde mir ein Paar MetaRide kostenlos von ASICS zur Verfügung gestellt.
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