Mittlerweile gibt es eine ganze Handvoll an Kopfhörern, die auch für’s Schwimmen geeignet sind. Die AfterShokz Xtrainerz sollten mein erster Ausflug in die Welt der musikalischen Untermalung meines Schwimmtrainings werden. Wobei ich mich sogar noch mehr auf Podcasts und Audiobücher anstatt von Musik gefreut habe. Ich bekam eine top Hardware geboten, die allerdings deutlich einfacher zu bespielen sein sollte.
Die AfterShokz Xtrainerz sind keine klassischen Kopfhörer, sondern arbeiten mit Knochenschall und sitzen daher nicht im, sondern vor dem Ohr.
Wikipedia zu Knochenschall: „Knochenleitung, auch Knochenschall genannt, bezeichnet die Weiterleitung von Schall-Schwingungen bzw. Vibrationen durch den das Gehörorgan umgebenden Schädelknochen unter Umgehung des Mittelohrs.“
Technische Details der AfterShokz Xtrainerz
- Hersteller: AfterShokz
- Gewicht: 30 Gramm
- Akkulaufzeit: 6 – 8 Stunden
- Verbindung: Nur per USB am Computer
- Kompatibilität: MP3, WAV, WMA, FLAC, AAC
- Speicher: 4 GB / ca. 1.000 Songs
- Preis: 159,95 Euro bei Amazon
Verarbeitung und Tragekomfort der AfterShokz Xtrainerz
Die Xtrainerz kamen in einer super fancy und top aussehenden Box. Neben den Kopfhörern kam in der Box direkt noch ein Handtuch und eine Badekappe mit. Danke dafür! Die Kopfhörer sind in einem praktischen Silikoncase verpackt, welches wirklich perfekt ist, um die Xtrainerz auch nach dem Schwimmen sicher unterzubringen und dank der Luftlöcher im Case auch trocknen zu lassen.
Die Kopfhörer an sich machen einen absolut hochwertigen Eindruck. In schlichtem Schwarz gefallen sie mir wirklich gut. Um den Look etwas aufzulockern, wurden wohl einige weiße „Flecken“ über das gesamte Gerät verteilt. Immer mal wieder erwische ich mich dabei, dass ich denke, das wäre Dreck oder Staub. 😀 Aber das stört mich jetzt nicht weiter.
Wie für Knochenschall-Kopfhörer üblich sitzen sie nicht im Ohr, sondern auf den Wangenknochen vor dem Ohr. Der Sitz ist astrein und das geringe Gewicht ist verblüffend und lässt mich die Kopfhörer nach einer Zeit quasi vergessen… wäre da nicht der Ton natürlich.
Der Bügel, welcher die beiden Seiten verbindet, ist so gestaltet, dass sich auch eine Badekappe wunderbar tragen lässt. Aus meiner Sicht wird der Sitz der Kopfhörer, durch den leichten Druck der Badekappe auf die Seitenteile sogar nochmals verbessert.
Die Verarbeitung und der Tragekomfort der AfterShokz Xtrainerz sind absolut top.
Der Klang der Xtrainerz: Die Eigenarten von Knochenschall-Kopfhörern
Wer von einem Knochenschall-Kopfhörer ein wahres Klangerlebnis erwartet, der wird ziemlich sicher enttäuscht werden. Das Frequenzspektrum ist deutlich eingeschränkt und gerade im Bass-Bereich bleibt schnell nicht mehr viel übrig. Das macht aber jetzt erst mal nichts, denn man nutzt so einen Kopfhörer ja aus einem bestimmten Grund. Denn der Vorteil dieser Technologie ist es, dass die Ohren an sich frei bleiben und man so immer noch wunderbar Umgebungsgeräusche wahrnehmen kann.
Beim Schwimmen hat das bei mir den Vorteil, dass ich meine Ohrstöpsel, die Wasser aus dem Gehörgang fernhalten, ohne Probleme weiter benutzen kann. Ohne diese Ohrstöpsel läuft mein Gleichgewichtssinn nämlich Amok und dann ist nichts mehr mit Schwimmen.
Wer sowieso lieber Podcasts und Audiobücher anstatt von Musik hört, der wird sich kaum eingeschränkt fühlt, denn gerade die Frequenzen der menschlichen Stimme bekommen die AfterShokz Xtrainerz wirklich gut hin.
Klang: Musik und Podcasts beim Schwimmen
Für die Wiedergabe gibt es zwei Klangmodi: Standard und Schwimmen. Im Standardmodus nutzt der Kopfhörer den maximalen, ihm zur Verfügung stehenden, Frequenzgang. Im Schwimmmodus, welcher durch langes Gedrückthalten der Modus-Taste am Gerät angeschaltet wird, werden die mittleren und hohen Frequenzen noch einmal deutlich geboostet.
Also: Ab ins Schwimmen, Kopfhörer aus, Badekappe darüber, Schwimmbrille auf und los. Zum testen habe ich sowohl Musik als auch Podcasts geladen. Grundsätzlich funktioniert der Kopfhörer dank IP68-Wasserschutz vollkommen problemlos im kühlen Nass. Grundsätzlich konkurriert der Klang natürlich mit den Schwimmgeräuschen: Etwas Geplätscher hier, etwas Rauschen nach den Wenden da.
Übrigens stören die AfterShokz Xtrainerz auch bei schnellen Wenden und Kraul-Sprints nicht im Geringsten.:Kein Wackeln… nichts!
Manche Songs klingen besser, manche schlechter. Umso basslastiger der Song ist, umso mehr leidet das Erlebnis. Insgesamt passt das aber so für mich, schließlich ist man ja auch Unterwasser. Besser funktioniert der Kopfhörer, wie schon oben erwähnt, bei Podcasts, auch beim Schwimmen. Es macht wirklich Spaß, bei einer langen Schwimmeinheit einem Podcast lauschen zu können. I like!
Auch beim Radfahren finde ich Knochenschall-Kopfhörer übrigens super, denn hier ist die Wahrnehmung von Umgebungsgeräuschen gerne auch mal überlebensnotwendig. Warum ich die AfterShokz Xtrainerz beim Radfahren allerdings nicht benutzen wollen würde, dazu gleich mehr.
Insgesamt ist der Klang der Xtrainerz beim Schwimmen ausreichend. Das Handling lässt aus meiner Sicht keine großen Wünsche übrig.
Das Setup und die Bedienung der AfterShokz Xtrainerz: Da muss doch mehr gehen!
Starten wir am besten mit der Steuerung am Kopfhörer selbst. Hat man einmal seine Audiodateien auf dem Gerät, dann ist alles ganz einfach. Die Steuerung erfolg über Taster an einer kleinen „Box“ hinter dem rechten Ohr. Die mittlere Taste gedrückt halte und die Xtrainerz schalten sich ein und aus. Zwei weitere Tasten für die Lautstärke. Drückt man selbige länger, geht es einen Song vor oder eben zurück. Das funktioniert fast immer. Manchmal wollte das mite dem „Song zurück“ nicht so recht und ich hing im selben Song fest, welcher einfach immer wieder von Vorne startete, auch wenn ich wirklich direkt nach Song-Start noch einmal das Zurück-Kommando gab.
Hier macht sich dann auch so langsam mein größter Manko-Punkt der AfterShokz Xtrainerz bemerkbar.
Die Steuerung der AfterShokz Xtrainerz am Gerät selbst funktioniert einfach und intuitiv
Das Setup und das Bespielen der Kopfhörer mit Audiodateien.
Nach dem ersten Einschalten der Kopfhörer nahm ich intuitiv mein Smartphone in die Hand und ging in die Bluetooth-Einstellung, um die Kopfhörer zu verbinden und zu konfigurieren. Doch Fehlanzeige, die AfterShokz Xtrainerz verfügen über kein Bluetooth oder eine andere drahtlose Verbindung. Das war ein echter Dämpfer.
Das Ganze sollte so funktionieren. Über die mitgelieferte USB-Klemme werden die AfterShokz Xtrainerz sowohl geladen als auch mit Audiodateien bespielt. Ja, das bedeutet, ohne die Dinger an einen Computer anzuschließen, gibt es keine Musik auf die guten Dinger. Sorry für alle reinen Smartphone-Nutzer.
Gut, ab an den Laptop mit den Kopfhörern. Sie wurden direkt problemlos als Massenspeicher erkannt und ich konnte Dateien hin und her kopieren. Gut, dachte ich mir… heutzutage hat ja kaum noch jemand seine Musik- und Podcast-Bibliothek als MP3-Dateien vorliegen. So dachte ich mir, finde ich nun auf der AfterShokz Webseite ein Programm, mit dem ich mein Spotify oder Apple Music Konto verbinden kann und welches dann den Datentransfer für mich übernimmt. Wieder Fehlanzeige… der nächste Dämpfer.
An diesem Punkt war ich echt erst mal aufgeschmissen. Klar, ein paar MP3-Dateien können organisiert werden, aber von da an war klar. MEINE Musik, die ich in vielen Spotify-Playlists organisiert habe kann ich mir komplett knicken. So habe ich mir dann hier und da ein paar Songs als MP3 besorgt, um überhaupt Musik testen zu können. Mit den Podcasts war es etwas einfacher, hier kann man in der Regel eine MP3 der Episoden herunterladen. Gesagt, getan.
Die Bespielung der AfterShokz Xtrainerz ist stark verbesserungswürdig. Spotify und andere Musik-Streaming-Dienste bleiben komplett außen vor.
Schwierigkeiten bei langen Audiodaten wie Podcasts oder Hörbüchern
Ein Problem habe ich jetzt immer noch. Bei der Bedienung des Geräts beim Sport selbst wurde wohl ausschließlich über Musik nachgedacht. So ein Song ist in der Regel nur ein paar Minuten lang und es stört nicht, wenn man die Songs lediglich von der ersten Sekunde an abspielen kann. Doch bei Podcasts und Hörbüchern sieht das anders aus.
Es gibt am Gerät schlicht keine Möglichkeit in 30-Sekunden-Schritten oder Ähnlichem vor- und zurück-zu-spulen. So habe ich einen Podcast beim Schwimmen circa 30 Minuten lang gehört und habe dann einmal nach vorne geskippt zum nächsten Titel. Von dem Moment an hatte ich keine Chance mehr, auch nur ungefähr, zurück an die Stelle im Podcast zu kommen, bei der ich ausgestiegen bin.
Dasselbe Problem hat man, wenn man einen Podcast mal nicht ganz zu Ende gehört hat und beim nächsten Training einfach weiter hören will. Das ist schlicht unmöglich. Mehr als schade!
So würde ich mir die Bespielung der AfterShokz Xtrainerz vorstellen
Ich will hier aber nicht nur herumnörgeln, auch wenn ich denke, dass man solche Usecases und auch Infrastrukturellen-Anforderung als Entwickler eines Kopfhörers auf dem Schirm haben sollte. Aber ich haue jetzt hier einfach mal meinen Wunsch raus, der zum Teil auf meine Erfahrungen mit anderen Geräten, als auch auf meine Erfahrung in der Softwareentwicklung zurückgehen:
- Die AfterShokz Xtrainerz brauchen unbedingt Bluetooth damit ich sie mit dem Smartphone kopplen kann.
- Ebenso benötigen sie eine WLAN-Anbindung, da nur Bluetooth für die Übertragung von großen Mengen an Musikdaten viel zu lahm ist.
- Eine AfterShokz App, über die ich die Kopfhörer über Bluetooth konfigurieren kann. In diesem Schritt würde auch die WLAN-Einrichtung erfolgen, so macht es Garmin bei seinen Geräten schon lange.
- In der App möchte ich meine Streamingdienste verbinden können. Dienste wie Spotify bieten hier die Möglichkeit für Drittanbieter wie AfterShokz eine Playlist Offline abspielbar zu machen auf einem externen Gerät. Auch hier darf Garmin, mit seinen Music-Uhren, als Beispiel dienen.
- Für alle, die auf den Transfer von eigenen MP3s stehen, sollte es eine Verbindung zu Dropbox oder Google Drive oder ähnlichem geben, wo ich einen Ordner habe, in den ich einfach die Dateien reinschmeiße, die ich gerne auf dem Kopfhörer hätte. Sync passiert dann automatisch, wenn der Kopfhörer im WLAN ist.
- Bei Abspielen von langen Audiodateien würde ich mir wünschen, die Software auf dem Kopfhörer selbst, würde sich die letzte Position merken und von dort aus weiter spielen. Außerdem sollte es zumindest die Funktion geben, in 30-Sekunden-Schritten spulen zu können. Dafür braucht man keine App, das würde auch über eine spezielle Tasten-Drück-Dauer am Gerät selbst funktionieren.
- Ergänzend: Hätten die AfterShokz Xtrainerz Bluetooth könnte ich sie tatsächlich auch in direkter Kombination mit dem Smartphone aus Kopfhörer beim Laufen und Radfahren nutzen. So muss man für diesen Zweck ein anderes Paar Kopfhörer nutzen, oder eben mit all den Einschränkungen leben.
Fazit meines AfterShokz Xtrainerz Test: Genial beim Schwimmen, mit verbesserungsfähiger Usability
Das Fazit fällt mir etwas schwer. Einerseits hat AfterShokz hier qualitativ einen absoluten Top-Kopfhörer gebaut, der tadellos im Wasser funktioniert und in dieser Hinsicht so unfassbar viel richtig macht. Auf der anderen Seite ist die Usability, vor allem beim Bespielen des Geräts, für mich fern ab von dem, was der Nutzer benötigt. Wer seine Musik komplett selbstständig als MP3-Archiv hütet, der wird bestimmt rundum zufrieden sein mit den AfterShokz Xtrainerz.
Doch als Nutzer von einem der großen Musik-Streaming-Dienste ist man schlichtweg aufgeschmissen. Das ist dermaßen schade, da die Hardware echt mehr hergibt. Will man Podcasts und Hörbüchern hören, dann muss man sich die Audioclips eventuell selbst zurecht schnippeln, sodass sie in „brauchbaren“ Hörlängen auf den Kopfhörer gezogen werden können.
Ich selbst werde die AfterShokz Xtrainerz beim Schwimmen weiter für Podcasts nutzen, da ich eigentlich immer gut eine ganze Podcast-Folge beim Schwimmen schaffe. Den Rest der Folge höre ich dann meistens auf dem Smartphone zu Ende.
Die AfterShokz Xtrainerz hinterlassen gemischte Gefühle bei mir. Tolle Hardware, die unter der schlechten Usability leidet.
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