Wahoo Elemnt Bolt GPS Fahrrad Computer im Test gegen Garmin

Wahoo ELEMNT BOLT im Test: Echte Alternative zum Garmin Edge?

Konfiguration per Smartphone-App, kompakte Form, aerodynamisch optimiert, einfache Oberfläche. Kann der Wahoo Elemnt Bolt als aerodynamisch optimierter GPS Radcomputer den Garmin EDGE Geräten echte Konkurrenz machen? Für mich klang das Gesamtpaket interessant genug, um mal einen genauen Blick auf das Gerät zu werfen. Nach zwei Wochen intensivem Testing hat mich der Wahoo Elemnt Bolt in vielen Punkten überzeugt, vorwiegend im Vergleich zur 500er Reihe von Garmin.

Daten & Fakten des Wahoo ELEMNT BOLT

  • Hersteller: Wahoo
  • Gewicht: 62g
  • Akku-Laufzeit: 15 Stunden (Laden per USB)
  • Display: Monochrome (kein Touchscreen)
  • Schnittstellen: ANT+, Bluetooth
  • Preis: 240,- Euro (bei amazon.de)

Wahoo Elemnt Bolt in verschiedenen Ansichten

Lieferumfang:

  • Das eigentliche Gerät
  • spezielle Aerohalterung
  • klassische Vorbau-Halterung
  • kleine Betriebsanleitung

Hier im Test behandle ich die für mich wichtigsten Features des Geräts. Dabei fallen vielleicht ein paar Dinge unter den Tisch, die zwar nicht mich, aber euch interessieren. Wenn ihr dazu also weitere Fragen habt: immer gerne her damit.

Die App: Einrichtung und Konfiguration des Wahoo Elemnt Bolt

Hier sammelt Wahoo richtig viele Pluspunkte bei mir. Nicht etwa, weil sie die Smartphone-App, mit den krassesten Features ever neu erfunden haben, sondern weil sie einfach eine durchdachte App haben, die auch zuverlässig funktioniert, keine ewigen Ladezeiten hat und überhaupt erst mal auf einem guten Niveau ist. So wie man es erwartet eben… nicht mehr, nicht weniger. Hallo Garmin?! Das was ihr an App da anbietet, ist im Vergleich dazu einfach nur ein schlechter Scherz.

Also vorab einfach die App installiert und mit dem Gerät per Bluetooth verbunden. Dazu wurde direkt in der App ein QR-Code vom Display des Geräts gescannt und schon konnte man loslegen. Danach wurde gefragt, welche weiteren Netzwerke ich ankoppeln will… Logisch: Strava. Der Connect ging problemlos über die Bühne und so wandern nun alle Aktivitäten automatisch auch zu Strava. Generell auch interessant sind die weiteren direkten Anbindungen an Trainingspeaks und RideWithGPS.

Konfiguration des Wahoo Elemnt Bolt per Smartphone App

Eine tolle Sache ist die Konfiguration der verschiedenen Trainingsseiten ebenfalls über die App. Das geht einfach viel schneller als über tiefe Menüs auf dem Gerät, wie es bei Garmin der Fall ist. Auch die Fülle an Metriken, die einem zur Verfügung stehen ist ausgesprochen groß.

Powermeter und Pulsgurt per ANT+ oder Bluetooth

Die Kopplung von Zubehör wie Leistungsmessern, Pulsgurten oder Geschwindigkeitssensoren funktioniert ebenfalls, wie hätte man gedacht, über die App. Wie man es aus dem Bluetooth Menü seines Smartphones kennt, bekommt man alle sichtbaren und kompatiblen Geräte angezeigt und kann sie per Klick koppeln. Das Ganze ging vollkommen ohne Probleme. Ich nutze mit dem Wahoo Elemnt Bolt meinen Garmin Brustgurt und zwei Rotor In2Power Leistungsmesser – einen am Rennrad, den anderen am TT-Bike.

Durchdachtes Design der Nutzeroberfläche des Geräts

Ist man nun auf dem Rad unterwegs, spielt die App eigentlich keine Rolle mehr. Dafür rücken andere Dinge in den Vordergrund: Die Lesbarkeit der Daten auf dem Display – Die einfache Handhabung des Geräts beim Wechsel der Datenansichten oder dem Auslösen von neuen Runden.

Die Lesbarkeit des Displays ist ausgezeichnet, selbst wenn die Hintergrundbeleuchtung aus ist. Wahoo setzt dabei auf ein monochromes Display und arbeitet mit einer sehr minimalistischen UI, das gefällt mir persönlich gut. Ein nettes Feature ist die invertierte, größere Darstellung eines Hauptwertes, in meinem Fall die Leistung, als oberstes Feld in Weiß auf schwarzem Grund. Diese einfache Maßnahme leitet das Auge ausgezeichnet. Ja… klingt nach einer Kleinigkeit, aber wenn man gerade mit viel Bumms unterwegs ist und das Gerät nur im Augenwinkel im Blick hat hilft es ungemein.

Wahoo Elemnt Bolt GPS Fahrrad Computer im Test

Bedienung mit Knöpfen anstatt eines Touchscreen

Steuern tut man das Gerät über drei große Tasten unterhalb des Displays. Wahoo verzichtet auf einen Touchscreen und bisher habe ich ihn auch in keiner Situation vermisst. Bei meinem Garmin war das Wechseln der Ansichten durch Wischen über das Display sogar eines der nervigsten Features, denn es funktioniert gefühlt nur jedes zweite Mal.

Zum Wechseln der Datenseiten drückt man einfach den rechten Knopf. Der mittige Knopf startet, pausiert oder stoppt die Aktivität, der linke Knopf löst eine neue Runde aus. Befindet man sich auf der Kartenseite ändern sich die Funktionen etwas. Dort kann man mit dem linken Knopf auf die gespeicherten Routen zugreifen.

Zusätzlich verfügt das Gerät noch über zwei Hoch/Runter-Tasten an der rechten Seite. Damit macht Wahoo etwas Einfaches, aber sehr cleveres. In der normalen Datenansicht kann ich mir bis zu 9 Datenfelder anzeigen lassen. Mit diesen Hoch/Runter-Tasten kann ich nun auf jeder Seite mehr oder weniger von diesen Daten einblenden. So habe ich bei mir die wichtigsten Daten ganz oben und nach unten hin wird es immer unwichtiger. Drücke ich also drei mal „Oben“ so verschwinden die unwichtigsten drei Daten vom Screen und die restlichen Felder werden größer dargestellt. So muss man sich nicht vorher für simple oder komplexe Datenseiten entscheiden, sondern ist komplett flexibel. Gerade für Wettkämpfe super cool, wo ich dann zum Beispiel 90% der Zeit nur drei Werte sehen will: Leistung, Trittfrequenz und Zeit. Den Rest kann ich mir dann nach Bedarf immer mal wieder dazu holen.

So einfach kann Routen-Erstellung und -Nutzung sein

Ich bin ein Fan davon, mir häufig neue Routen am Computer zu erstellen, um diese dann abzufahren. So lerne ich gerne mal neuen Strecken kennen und erfreue mich an der neuen Umgebung. Da ist es für mich natürlich ein Segen, dass es mit dem Wahoo Elemnt unfassbar einfach ist, Routen auf das Gerät zu laden.

Routen Erstellung mit dem Wahoo Elemnt Bolt

Oben hatte ich die direkte Anbindung zu Strava bereits erwähnt. Das Geniale ist jetzt: Auch Routen, die ich mir bei Strava anlege, bekomme ich direkt in der Wahoo-App angezeigt und kann sie einfach ans Gerät senden. So einfach, so naheliegend, so viel besser als bei Garmin. Ich liebe nämlich den Strava-Routenplaner für seine Möglichkeit, das weltweite Overlay anzuschalten und genau zu sehen, wo bereits viele Rennradfahrer unterwegs waren. So minimiert sich die Gefahr eine Route über eine Schotterpiste oder irgendeinem Wanderweg zu planen auf nahe Null.

Auf dem Rad wird die Route entsprechend auf der Kartenseite dargestellt. Über die Hoch/Runter-Tasten kann ich in dieser Ansicht rein und rauszoomen. Die Karte ist für die monochrome Darstellung optimiert und sehr präzise, selbst durch die Dörfer Zyperns wurden wir damit gut geleitet. Weiterhin gibt es eine LED-Leiste oberhalb des Displays, welche auf Abbiegungen und Abweichungen per Blinken hinweist.

Kartenansicht des Wahoo Elemnt Bolt Radcomputers

Der Wahoo ELEMNT BOLT führt durch geplante Trainingseinheiten

Ein Feature, welches den Wahoo Elemnt Geräten bisher fehlte, war die Möglichkeit den Nutzer während der Fahrt durch vorab definierte Trainingseinheiten zu leiten. Das ist nun Geschichte. Wahoo hat die erste Version dieser Funktion per Firmwareupdate nachgerüstet und sie kann spielend leicht per Smartphone-App aufgespielt werden.

Standardmäßig sind bereits ein paar wenige Einheiten, wie der klassische 20-Minuten-Leistungstest auf dem Gerät hinterlegt. Ein kleines Manko gibt es allerdings: Da Wahoo noch keine eigene App hat, um Trainingseinheiten bauen zu können, ist man zurzeit auf TrainingsPeaks als einziges, bisher unterstütztes Tool angewiesen. Immerhin ist es auch mit der kostenlosen Version von TrainingsPeaks möglich die Einheiten zu bauen und zu übertragen.

Bei mir gab es einen kurzen Schluckauf bei der ersten Synchronisierung. Da ich TrainingsPeaks bereits vorher mit dem Elemnt verbunden hatte, musste ich die Verbindung erst einmal aufheben und neu durchführen, um in den Genuss der geplanten Workouts zu kommen. Von da an lief alles einwandfrei.

Seitdem leitet mich mein Wahoo Elemnt Bolt absolut zuverlässig durch meine Einheiten. Jeder Intensitätsblock, egal ob Warmup, Intervalle, Cooldown oder sonstige Spielereien, wir mit seiner jeweiligen geplanten Intensität angezeigt. Ein Countdown leitet dabei von Block zu Block und es werden  Zielwert und aktueller Live-Wert schön übersichtlich direkt nebeneinander angezeigt.

Fazit zur Trainingsfunktion: Sie macht einen gut durchdachten Eindruck und ist absolut praxistauglich. Die Synchronisation funktioniert einwandfrei und es werden automatisch alle geplanten Einheiten der zwei vergangen und der fünf zukünftigen Tage aus dem Trainingskalender übertragen. Startet man den Elemnt an einem Tag mit einer geplanten Einheit, wird dieser direkt entsprechend auf dem Display vorgeschlagen und kann sofort gestartet werden. Also: eine runde Sache! Wenn jetzt noch eine eigene Wahoo App für den Bau der Einheiten kommt, dann gibt es nichts mehr zu meckern. Für mich ist auch so schon die Welt in Ordnung, da ich TrainingsPeaks benutzte.

Aerodynamik als Keyfeature? Kann man machen, muss man aber nicht…

Nicht ganz so erst nehmen konnte ich bei den ersten Werbevideos zum Wahoo Elemnt Bolt die Betonung der optimierten Aerodynamik. Ich denke aber es hat gereicht, um damit den ein oder anderen zusätzlich neugierig auf das Gerät zu machen. Ja, es wird eine aerodynamisch optimierte Halterung fürs Rennrad mitgeliefert. Ob man damit jetzt überhaupt irgendeinen messbaren Unterschied hervorruft, wage ich zu bezweifeln. Aber gut… schaden tut es sich auch nicht. Ich hake es aber dennoch einfach mal als Marketing-Gag ab.

Aerodynamisch optimierter Wahoo Elemnt Bolt

Etwas geärgert hat mich in dem Zusammenhang dann aber: Aero wird von Wahoo im Marketing so stark in den Vordergrund gerückt aber eine optimierte Halterung für Zeitfahrräder gibt es nicht. Das finde ich komisch und inkosequent. Für mich würde daher auch eine Halterung zur Montage zwischen den Aerobars dazu gehören… eben in aerodynamisch auf den Bolt optimiert. Denn wenn irgendwo Aero eine Rolle spielt, dann ja wohl auf dem TT-Bike. Liebes Wahoo Team: Das finde ich etwas schwach. Wenn man schon mit „aero“ auf die Kacke haut, dann doch auch bitte glaubwürdig.

Fazit: Bye, bye Garmin Edge, hallo Wahoo Elemnt Bolt

Dennoch… der Wahoo Elemnt Bolt hat für mich meinen Garmin Edge abgelöst. Er hat für mich den perfekten Formfaktor und kann die Dinge, auf die ich Wert lege, optimal erledigen. Die perfekt integrierte Routenfunktion, die gute Benutzeroberfläche in Kombination mit Kleinigkeiten wie der invertierten Darstellung des wichtigsten Wertes und den Hoch/Runter-Tasten für die Vereinfachung der Darstellung. Für mich entsteht so ein Gesamtpaket, welches einfach perfekt zu mir passt.

Ob die Garmin Modelle der 1000 Reihe vielleicht nicht doch noch etwas mehr Funktionen haben? Vielleicht… aber die sind für mich persönlich generell nichts. Zum einen aufgrund der enormen Größe und zum anderen, weil ich auf diese zusätzlichen Features gar keinen Wert lege. Eine bessere Smartphone-App haben die großen Garmin Modelle ja auch nicht und dieser Faktor spielt für mich eine zu große Rolle.

Generell halte ich es für sehr begrüßenswert, dass Garmin in dem Bereich nun mal echte „Konkurrenz“ bekommt. Am Ende führt das für den Verbraucher in der Regel zu insgesamt besseren Produkten. Also Garmin: Bekomm den Arsch hoch und entwickle endlich mal eine gescheite Smartphone-App, wie es sich für das Jahr 2017 gehört. Dann können wir wieder reden. 😉

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